M.’s Bedürnisse und Grenzen

M. (fiktive Person) ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und die Kinder leben sowohl bei ihr wie beim Vater. Für M. ist es wichtig, harmonische Beziehungen und Kontakte zu haben. Sie spürt gut, wie es anderen geht, was sie sich wünschen und was es braucht, dass es allen gut geht.

Wenn bspw. ihre Freundin zu Besuch kommen möchte, sagt sie jedes Mal «Ja» und hört ihr zu, wenn sie etwas beschäftigt, auch wenn M. noch viel zu tun hätte und innerlich unruhig ist deswegen.

Oder sie trifft an einem Schulanlass den Vater der Kinder. Dieser hätte die Turnkleider für den Sohn mitbringen sollen, hat es jedoch vergessen. M. übernimmt das Versäumte und fährt nach Hause, um die Kleider zu holen. Sie empfindet dies als selbstverständlich, sie hat es immer so gemacht.

Manchmal bemerkt sie, dass sie Dinge lieber nicht machen möchte, behält es aber für sich, damit Harmonie und Ruhe in den Beziehungen bestehen bleiben.

Abends, wenn sie Zeit für sich hat oder wenn sie im Bett liegt, überkommt sie manchmal Traurigkeit und sie fühlt sich leer. In gewissen Momenten, vor allem wenn jemand ihre Grenzen überschreitet, wird sie auch wütend. Ganz plötzlich steigt die Wut in ihr hoch und richtet sich gegen diesen Menschen. Dann zieht sie klare Grenzen und weist diese Person zurück oder beendet gar unmittelbar die Freundschaft, weil sie das Gefühl hat, dass in ihr Garten getrampelt wurde, dass es ihr zu nah ist. Auch Partnerschaften gingen so zu Ende.

Ihr Unwohlsein zu bemerken, wenn sie lieber «Nein» sagen würde, fällt ihr schwer. Andern zu sagen, dass sie etwas nicht will oder ihr zu nahe geht, ist für sie schwierig. Beim Gedanken daran bekommt sie Angst, die andern würden sie nicht mehr mögen.

Die Sprache der Emotionen

M. erlebt den inneren Konflikt vom Zurückstellen ihrer eigenen Wünsche und Bedürfnisse zugunsten der Wünsche und Bedürfnisse anderer. Dieses Verhalten entspringt dem Wunsch nach Liebe und Anerkennung.

Sie könnte nun so weiterleben. Die Traurigkeit würde zum steten Begleiter, die Wut eine in ihr schlummernde Bedrohung und immer wieder würde sie urplötzlich Menschen abweisen.

Um dies ändern zu können, bedarf es zuerst der Aufmerksamkeit auf die eigenen Gefühle, um in einem weiteren Schritt die Sprache der Emotionen übersetzen zu können.

Dieser Prozess ist individuell. Nehmen wir hier das Beispiel von M.:

Meine Bedürfnisse, meine Grenzen

Am Anfang stehen ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Sie bemerkt sie jedoch nicht, weil für sie die Notwendigkeit, im Sinne von Frieden und Harmonie zu handeln, wichtiger sind. Sie möchte die Anerkennung und Freundschaft der Menschen in ihrem Umfeld nicht gefährden.

Traurigkeit

Aber in ihr spricht die Traurigkeit und Traurigkeit spricht von Verlust. Ob durch ein äusseres Ereignis oder inneres Erleben verursacht, traurig wird man, wenn ein eigener Anteil, der zu einem gehört und dem eigenen Wesen entspricht, verloren ging. Äusserlich oder innerlich verursacht – beides führt zu einem inneren Konflikt und das Gefühl ist dann die Sprache des Ichs, der Seele, des Selbst, die auf diesen Konflikt aufmerksam machen will. Traurigkeit fordert auf, den inneren Anteil zu suchen, zu finden, anzuerkennen und ins Leben zurück zu holen. Meist bedeutet dies zu lernen, sich selbst als ganz und vollständig zu empfinden.

Bei M. möchte das Traurigsein ihr sagen, dass sie die Fürsorge für sich selbst schmälert, sie ihren eigenen Bedürfnissen nicht gebührend Wert gibt und dadurch die innere Harmonie durcheinanderkommt. Sie hat sich selbst zu wenig beachtet oder gar missachtet und ihre innere Balance dadurch erschüttert.

Wut

Es kann schwierig und anspruchsvoll sein, den Konflikt zu bemerken und zu benennen, geschweige denn, sich anders zu verhalten. So staut es sich und sobald der Stau gross genug ist, bricht der Damm und die Emotionen treten als Wut hervor. Wut ist ein Ausdruck von Ohnmacht und Ohnmacht ist ein mächtiges Gefühl. Sich ohne Macht über Handlungsmöglichkeiten oder Selbstermächtigung zu fühlen macht wütend. Jedes Lebewesen will sich selbst ausleben, gestalten und expandieren. Man denke bloss an den Frühling mit seiner unbändigen Lebenskraft und Lebensfreude, wenn Zweige durch Rinden stossen oder Sprösslinge durch den Asphalt einer Strasse. Da sind wir Menschen nicht anders.

Dies sind Formen von Grenzen, welche durchbrochen werden wollen, mit der geballten und explosiven Kraft des Lebens. Und Wut hilft dabei, wenn es unterdrückt wurde. Aber auch sie gehört zur Sprache des Ichs, des Herzens, und ist ein wichtiger Freund, wenn dieses unterdrückt wird. Denn die Sprache der Gefühle ist für das Selbst immer im biologischen Sinne gut gemeint. Sie will aufmerksam machen auf den eigenen, für sich richtigen Weg und will aufzeigen, wenn man im Begriff ist, diesen zu verlassen. Die Herausforderung ist, diese Sprache zu verstehen und in Einklang mit der Umwelt und dem eigenen Verhalten zu bringen.

Die Sprache der Emotionen

Traurigkeit sagt aus: «Ach, ich schreite durch das Unterholz, meine Schritte sind mühsam und schwer, wo ich doch die Leichtigkeit meines gut gepflegten eigenen Weges vermisse.» Und wenn dies lange andauert, mobilisiert die Wut die nötige Kraft zur Veränderung. «Nun reicht’s! Mit Buschmesser und Kraft zähme ich das Dickicht und bahne mir den Weg zurück auf meinen Weg!» Sie ist eine Überlebenskraft, eine Überlebensemotion, und will das Beste für das Selbst. Damit können selbst liebgewonnene Menschen vor den Kopf gestossen werden und wie bei M., werden plötzlich Grenzen durchbrochen und womöglich Beziehungen aufgelöst. Innen und Aussen sind nicht im Einklang und die Emotionen sprechen darüber.

Wie lässt sich dies ändern?

Der erste Schritt ist, sich bewusst zu werden, was bei einem selbst geschieht. Die Bewusstwerdung von Emotionen und Verhaltensweisen steht am Anfang und braucht Erkenntnis und Übung.

M. begann irgendwann zu bemerken, dass sie so nicht weitermachen möchte und dass es ihr zunehmend schwer viel, ihre Wünsche hintenanzustellen. Am anfangs erwähnten Schulanlass bemerkte M., dass es sie störte, die Aufgabe des Vaters zu übernehmen. Sie konnte es aussprechen und die Erfahrung machen, dass ihm sein Versäumnis bewusst wurde, er sich entschuldigte und die Sachen holte. Ihre Angst nach Störung der Harmonie war unbegründet und wurde ersetzt durch ein Erfolgserlebnis mit sich selbst.

Sie begann es zu üben und in weiteren Situationen umzusetzen. Manchmal gelang es, manchmal war es schwierig, so dass sie sich Unterstützung wünschte.

Wie kann eine kinesiologische Begleitung unterstützen?

Im Gespräch erforschen wir gemeinsam das Verhalten und die dahinter liegenden Emotionen und deren Sprache. Über kinesiologische Ausgleichsmethoden kann dann, unter Einbezug der unterbewussten Anteile, der Prozess unterstützt werden.

Dabei wirkt Kinesiologie u.a. über Meridiane und Akupunkturpunkte auf den energetischen Aspekt des Organismus. Hier kennen wir 4 Körperenergien (Meridiane), welche die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse im Austausch mit der Umwelt regulieren: Herz, Dünndarm, Perikard und Dreifach Erwärmer.

Die vier «Grenz-Meridiane»

Der Herzmeridian ist der «Herzkaiser», hier wohnt die Seele, das ureigene Ich mit seinen Lebensaufgaben und der freudigen Expansionskraft, um sich selbst in die Welt zu bringen. Eine Disbalance zeigt sich in unterdrückter Wahrnehmung seiner Wünsche und Bedürfnisse.

Der Dünndarmmeridian ist der «Kammerdiener des Kaisers» und bringt die Botschaften des Herzens nach Aussen und die Informationen der Geschehnisse ausserhalb zum Kaiser. Er reguliert die Herzensangelegenheiten. Eine Disbalance zeigt sich in Verschlossenheit, sich distanzieren, auch Förmlichkeit.

Der Perikardmeridian ist die «Palastwache» und bewacht und reguliert die Grenzen der Wohnstätte des Selbst innerhalb des eigenen Reiches. Er ist zuständig für die Regulierung der Informationen und Ereignisse die zum Kammerdiener weitergegeben werden und schützt das Herz vor Verletzungen – die innere emotionale Grenze. Ist Perikard in Disbalance, kann emotionale Intimität und Offenheit eingeschränkt sein.

Der Dreifach Erwärmer ist schlussendlich der «Wächter der Landesgrenzen», der äusseren Grenzen des eigenen Reiches, gegenüber anderen Menschen. Es sind sehr förmliche und distanzierte Verhaltensweisen die eine Disbalance zeigen. Informelles, entspannt und lockeres Verhalten gegenüber fremden Menschen ist schwierig.

Die Lebenserfahrungen hinzunehmen

Es sind Prägungen, die Erziehung und Lebenserfahrungen, welche den Verlauf der Grenzen und die Arbeitsweise der Grenzwächter ausmachen. Und es sind die einzelnen alltäglichen Situationen, die das Agieren der Wächter antriggern. Stress und Herausforderungen setzen die Wächter in Bewegung und können gar die Grenzen verschieben.

Hier setzt die Behandlung an und hilft über Bewusstseins- und sanfte Körperarbeit, die Grenzen in ihre ursprünglichen Bahnen zu bringen und die Wächter zu beruhigen, so dass sie nach dem Verlassen ihrer Posten wieder an den Ort ihrer Aufgabe zurückkehren können.

Konkret bedeutet dies, dass über die Bewusstwerdung des eigenen Verhaltens und der eigenen Gefühlssprache und über die Behandlung von Meridiane, Körperstellen, Muskeln und Akupressurpunkte eine Balancierung dieses Geschehens erfolgen kann.

Grenzen öffnen, Grenzen schliessen

Entdecken und aufdecken von Verhalten und Emotionen, wenn’s stressig oder undurchschaubar wird – dann kann eine aussenstehende Sicht hilfreich sein. Die sanfte, kinesiologische Behandlung kann unter- und unbewusste Aspekte mit einbeziehen, löst blockierte Grenzdurchgänge oder öffnet sie für neue Erfahrungen.

Ich freue mich, wenn ich Dich dabei unterstützen kann.